STIFTUNG LANDSCHAFT
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Stubengespräche zu Martini 2024

Kulturerbe Streuobstwiesen

Unter diesem Motto fanden sich heuer Fachleute von Baumgart, Laimburg, Sortengarten Südtirol, EURAC und Bioland Südtirol auf Crozzol zum Stubengespräch ein. Bereits im Impulsreferat wurde deutlich, wie wichtig die Erhaltung der wenigen, noch verbliebenen Streuobstwiesen in Südtirol ist. Seit 1955 bis heute sind 95% dieser einst landschafts- und ortsbildprägenden Kulturen verschwunden. Dabei sind diese Obstanger oder Pangert nicht nur kulturgeschichtlich und ästhetisch von besonderem Wert, sie zählen auch zu den wichtigsten biodiversen Lebensräumen in unserer Kulturlandschaft. Das Südtiroler Biodiversitätsmonitoring hat gezeigt, dass zahlreiche Vogelarten, darunter Neuntöter, Zippammer und Wiedehopf sowie eine Vielzahl von Insekten dort ideale Lebensbedingungen vorfinden.

Um den drohenden Verlust der vielen alten und zum Teil autochtonen Obstsorten Südtirols in ihrer genetischen Vielfalt vor dem Verschwinden zu retten, ist es notwendig, diese Bäume aufzuspüren und in einer Datenbank vollständig zu erfassen, betonten Wissenschaftler*innen von EURAC und Laimburg. Während es noch erstaunlich viele alte Apfelsorten gibt, sei der Verlust von Birnen-, Zwetschgen- Marillen- und Kirschensorten besorgniserregend. Das Sortengut selbst, so die Vertreter von Sortengarten und Baumgart, müsse über geeignete Schnittgärten erhalten werden. Parallel dazu brauche es eine entsprechende Beratungs- und Betreuungsstelle für Besitzer von Streuobstbäumen und jene, die einen Obstanger neu anlegen wollen, sowie Fachpersonal für fachgerechte Pflege und Baumschnitt. Dies sollte die öffentliche Hand finanziell und koordinativ unterstützen. Dass sich Streuobstwiesen auch ökonomisch rechnen, beweisen erfolgreiche Initiativen wie jene der Palabirne im Vinschagu und der Bergbirne / Birnmehl in Verdings.

Die Stiftung Landschaft Südtirol wird sich dafür einsetzen, dass Südtirols Obstanger wieder aufblühen und als wertvolles Element unserer Kulturlandschaft gedeihen und wachsen können.

Stubengespräche zu Martini 2023

Gäste des Vorstandes waren am 10. 11. 2023 die Landeskonservatorin für das Denkmalamt und Fachleute der Forstwirtschaft und des Heimatpflegeverbandes.

Thema war das „Kulturerbe Almhütten“, als Ergänzung zu unserem laufenden Sanierungsprojekt der Moaralm-Berghütte im Schnalstal. Hanspeter Staffler hielt vorab ein interessantes Referat über die Entstehung der Almbewirtschaftung vor über zweitausend Jahren. Die Landeskonservatorin berichtete über die vom Denkmalamt beauftragte Erhebung aller Almhütten in Südtirol im kommenden Jahr 2024.

Folgendes wird der Stiftungsvorstand in Angriff nehmen: Ein Schreiben an das Amt für Raumordnung, um den Schutz der Almen zu unterstützen, ein Treffen mit der Stiftung Sparkasse zwecks Beratung betreffend Beitragsvergaben an Almhütten und die Förderung von Weiterbildung zum Thema historische Almen bei den zuständigen Kammern. Das Thema „Kulturerbe Almhütten“ wird im kommenden Jahr von der Stiftung Landschaft Südtirol weiterverfolgt.

Stubengespräche auf Crozzol 2022

Stubengespräche 2022 zu Martini Thema der heurigen Stubengespräche war die Gründung eines Biodiversitätsrates für Südtirol, zusammengesetzt aus unabhängigen Fachleuten. Hanspeter Staffler hielt dazu ein Impulsreferat: Artensterben und Biodiversitätskrise werden zwar in Fachkreisen intensiv diskutiert und verstanden, jedoch weder von einem Großteil der Gesellschaft noch von den politischen Entscheidungsträgern als relevant wahrgenommen.

Um diese überlebensnotwendigen Themen ins Bewusstsein aller zu heben, könnte ein periodischer Biodiversitätsbericht verfasst werden, eine Erhebung zur jeweils aktuellen Lage in Südtirol, erstellt von einem unabhängigen und rein fachlichen Gremium. Dieser Bericht soll Gesellschaft und Medien informieren und als Entscheidungsgrundlage für den Südtiroler Landtag dienen. Gäste des Vorstandes waren am 11.11.2022 Fachleute der Vereinigung Südtiroler Biologinnen und Biologen, des Dachverbandes für Natur und Umweltschutz, des Südtiroler Bildungszentrums und des Alpenvereins, des Imkerbundes und des Heimatpflegeverbandes.

Stubengespräche auf Crozzol 2021

Die jährliche Gesprächsrunde am Crozzol-Hof zu Martini wurde heuer wieder in Präsenz ausgetragen. Gäste des Vorstandes waren Stefan Zerbe, Uni-Prof. der Naturwissenschaften und Umweltmanagement in Bergregionen, die Direktoren der Abteilungen Natur und Landschaft, der Forstwirtschaft und der Abteilung Landwirtschaft des Landes, sowie Vertreter des Heimatpflegeverbandes und des Dachverbandes.

Thema war die Biotop-Pflege in Südtirol:
Von intensiv genutzten Kulturflächen wird man sich nicht ganz lösen können, umso wichtiger ist eine Balance zwischen unterschiedlichen Nutzungsformen, geschützten Arealen und Wildnis-Inseln. Es wird u.a. ein gemeinsamer Finanzpool für alle Umweltausgleichsmaßnahmen im Lande vorgeschlagen, damit diese besser koordiniert und zielgerechter umgesetzt werden können. Was die oberste Landespolitik betrifft, wurde von mehreren Seiten bemängelt, dass Umweltbelange nicht die gebührende Aufmerksamkeit bekämen und überhaupt keine große Rolle spielen würden! Im Frühling ist ein weiteres Treffen geplant, um die verschiedenen Denkansätze weiterzuführen und dann umzusetzen.

Stubengespräche auf Crozzol 2019

Diesjähriger Gastredner war der aus dem Vinschgau stammende und in Berlin lebende freischaffende Künstler Erich Kofler Fuchsberg. In seinem Impulsreferat zum Thema „Kunst und Landschaft“ legte Fuchsberg dar, dass sich in unserer Wahrnehmung von Landschaft ein fundamentaler Wandel, eine Werteverschiebung vollzogen hat. Empfanden die Menschen einst die Tallagen als „liebliche“, vertraute Kulturlandschaften und die höher gelegenen Gebirgsregionen als abweisend, unwirtlich und bedrohlich, so hat hier im Laufe von wenigen Generationen eine Werteverschiebung stattgefunden. Die von den Gewerbegebieten und der intensiven Landwirtschaft besetzten Talböden sind mittlerweile zum Locus horribilis, die Berge zum Sehnsuchtsort, zur neuen Spielwiese, eben zum Locus amoenus geworden.

Vielfalt versus Einfalt
Im Landschaftsbild spiegelt sich auch das Bild der Gesellschaft wider. Formen und Muster die eine Kulturlandschaft aufweist, finden sich auch in der entsprechenden Gesellschaft, und umgekehrt. Die vom Menschen gestaltete Kulturlandschaft ist heute übersichtlich, strukturiert und gradlinig, maschinell form- und bearbeitbar, folglich monoton. So bleibt diese ohne Spielraum für abwechslungsreiche Unregelmäßigkeiten, es herrscht Einfalt. Im Gegensatz dazu steht die Vielfalt in der nicht vom Menschen überformten naturnahen Landschaft. Dort herrscht Vielfalt in den Lebensräumen, den Pflanzen und Tieren.

Wertelandschaft Südtirol
Der Wert einer Landschaft wird mittlerweile oft nur danach bemessen, in welchem Maß diese als Produktions-, Sport- bzw. Erholungsstätte dienen kann. Entsprechend wird sie eingestuft, ökonomisch bewertet und genutzt. Im Gegensatz dazu könnte die Landschaft nach nicht-monetären Gesichtspunkten gesehen werden: Orte haben eine Geschichte, sind spirituell besetzt, wurden von unseren Ahnen gestaltet, dienen der Identifikation. Wenn diese Wertelandschaften, diese Orte verschwinden, so verschwindet mit ihnen auch die Identifikation der Menschen mit dieser Landschaft. Es wäre also wichtig diese Wertelandschaften zu erhalten. Und die Orte mit besonderem landschaftlichem Reiz oder solche mit besonderer Ausstrahlung zu erfassen, zu inventarisieren und zu schützen. Auch wenn es sich nicht um Biotope oder archäologisch bedeutsame Stätten handelt.

Am Ende der anregenden Gesprächsrunde gab es eine traditionelle Marende mit hofeigenen Produkten der biologisch-dynamischen Landwirtschaft des Crozzol-Hofes. Der Vorstand der Stiftung bedankt sich bei den Teilnehmerinnen und Teilnehmern für diesen anregenden Abend, der neue Allianzen für unsere Südtiroler Landschaft schaffen soll.

Stubengespräche 2018

Heuer standen die Stubengespräche unter dem Motto „Landschaft und Architektur“. Architekturprofessor Andreas Flora von der Universität Innsbruck zeigt in seinem Impulsreferat „Das Ganze ist das Wahre“ eine Reihe von Aspekten auf, die erklären, warum es so schwer erscheint, den Raum und die Landschaft „nachhaltig“, sprich in Generationen denkend, zu gestalten. In der anregenden Diskussion zwischen den Geladenen ergaben sich schnell einige verbindende Erkenntnisse und Statements: Statt sich vornehmlich auf schnell zu realisierende Projekte zu fokussieren, sollten Architekten, Raumplaner und politisch Verantwortliche stets auch an Visionen und weitsichtiger Planung arbeiten. Die Landschaft und wie Architektur mit deren Gestaltung umgeht hat mit Emotion, mit Identitätsstiftung zu tun, eine Erkenntnis die beim Bauen und Verbauen der Landschaft nicht immer genügend Beachtung findet.

Stubengespräche auf Crozzol 2017

Zu Martini haben wieder unsere Stubengespräche auf Crozzol stattgefunden: Entscheidungsträger für unsere Landschaft haben sich in der Stube des Crozzol-Hofes zum Thema “Landschaft und Tourismus - zwei Seiten einer
Medaille” ausgetauscht.

Thomas Aichner (IDM-Marketing) hielt ein Impulsreferat mit anregenden Denkanstößen. Einig waren wir uns alle, dass die Hauptattraktion für den Tourismus unsere Landschaft ist und dass die beiden Seiten der Medaille sich gegenseitig bedingen. Unterschiedlich sind die Ansichten über eine wünschenswerte Entwicklung. Auf jeden Fall scheint wieder ein kleiner Schritt hin zur Achtsamkeit mit dem Umgang mit unserer Landschaft getan.


Stubengespräche auf Crozzol 2016

Zu Martini 2016 haben die ersten Stubengespräche auf Crozzol stattgefunden: Entscheidungsträger für unsere Landschaft haben sich in der Stube des Crozzolhofes zum Thema “Die innere und die äußere Landschaft des Menschen” ausgetauscht.

Der Leitsatz der Stiftung Landschaft Südtirol lautet: Wir pflegen das Werk von Mensch und Natur. Besonders gefallen hat uns jedoch Don Renner's Empfehlung zur "wilden Ecke" im Garten. Die Natur und auch der Mensch brauchen unverplante, unregulierte Räume zur eigenen Entfaltung. In diesem Sinne drei Erinnerungsfotos: